Portrait

Gemeinde Scharans

Scharans liegt auf einer Sonnenterrasse, eingebettet in Obst- und Gemüsegärten am westlichen Fuss der Stätzerhornkette und gehört zu den wenigen Gemeinden mit einem Ortsbild von nationaler Bedeutung. Dank seiner günstigen Lage hat die Einwohnerzahl in den letzten Jahren stark zugenommen. Das Leben der flächenmässig grössten Gemeinde im Domleschg (vor der Fusion der Gemeinde Domleschg) wird geprägt durch die bevorzugte Wohnlage und gute Verkehrsbedingungen. Man sieht es auch an den stattlichen Häusern, die von einer blühenden Vergangenheit zeugen. Kulturhistorische Bauten sind nicht selten anzutreffen und die einmalige Dorfplanung muss einst von weitsichtigen Bürgern ausgeklügelt worden sein. Dass Scharans schon zur Römerzeit eine bewohnte Stätte war, beweist ein Bericht der Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte, wonach in «Quadra» Kupfermünzen, «Terra sigillata» (Perlen eines Halsbandes) und Knochenbruchstücke gefunden wurden.

In der Karolingischen Zeit gehörte das Tal Domleschg und der Heinzeberg im Rahmen der fränkischen Gaueinteilung zum «Ministerium Tumiliasca», welches einen sogenannten Königszins erbrachte.

Der älteste Name von Scharans tritt erstmals im Jahr 1200 im Zusammenhang mit dem Grosshof Almens als «Schraunis» auf. Bei einem späteren Eigentumswechsel zwischen dem Bischof von Chur und einer Frau Waltrana wird ein Weinberg in «Anives» (Danis) erwähnt. Die Entwicklung des Ortsnamens verlief von Schraunis über Schirans, Tscharans zu Scharans.

Das geschichtsträchtige Dorf verdankte seine Entwicklung der Lage am Eingang zum Schyn. Schon vor dem Ausbau der Viamala kam der Verkehr in Albulatal und nach Vaz eine bedeutende Rolle zu.

In einer alten Schrift wurde festgehalten:
«Jedenfalls war Scharans der Schlüssel zum Schynpass, hier wurde der Wegzoll erhoben und war auch ein Rastpunkt vor dem Betreten der jähen gefürchteten Schlucht.» Mag dies auch manchen Verdienst gebracht haben, war Scharans in einer ansehnlicheren Lage als Fürstenau, indem es nicht nur auf die Strasse angewiesen war, sondern auch mit Früchten, Grasswuchs, Korn, Obst und Wein gesegnet war.

Im Vergleich zu den übrigen Gemeinden im Tal war in Scharans der Gedanke des Humanismus und der Renaissance früh aufgekommen. Man wagte aber vorerst nicht, sich offen gegen den Bischof, das weltliche und geistliche Oberhaupt dieser Gegend, aufzulehnen. Als dann die Reformation los brach, waren auch die Scharanser nicht mehr zu zügeln. Sie traten schon im Jahr 1525 zum neuen Glauben über.

Ältere Dorfbewohner können noch heute von historischen Bauten erzählen. Mit Stolz berichten sie von einer reichhaltigen Dorfkultur, von Betrieben und Einrichtungen für die Selbsversorgung. Am rauschenden Bach im südlichen Dorfteil seien einige Kornmühlen betrieben worden und von der alten Schmiede sei nur der Name «Fravgia» übrig geblieben. Die Zisternen, «Rozen» genannt, die sich mitten im Dorf befanden, dienten der Wasserversorgung, und man erinnere sich noch an Wasserpumpen, die dazu dienten, den Hanf zu versenken und später zu schleizen. Die nützlichen Einrichtungen seien, so wird erzählt, mit der Wasserversorgung im Jahr 1913 restlos unbarmherzig entfernt worden. Nebst der Erinnerung an eine Obstpresse und einen Gemeinschaftsbackofen im Dorf wird eine Anekdote aus der Alp erzählt: Es war von jeher der Brauch, dass beim Molkentransport aus der Alp mittels Schlitten, Schleifen und Viehgespann vor dem Verlassen der Alp eine Gebetsandacht gehalten wurde. Als einmal einige Bauern vorzeitig abfahren wollten, soll der Senn ausgerufen haben: «Hols der Teufel, wir haben noch nicht einmal das Vaterunser gesagt».

Eine Merkwürdigkeit ist die neben der Kirche stehende Linde. Unter ihrem Schatten wurde im Mittelalter die Dorfversammlung abgehalten. Schon im Jahre 1403 wurde laut einem vorhandenen Pergament unter Leitung des Dorfmeisters, Cuvitg genannt, in der Versammlung von Scharans unter der Linde neben der Kirche «gemeheret».

Die Stiftung Scalottas mit Wohnheim und Sonderschule für 58 Erwachsene und 12 Kinder mit einer geistigen und mehrfachen Behinderung ist mit 180 Vollzeit- stellen nicht nur in der Gemeinde Scharans, sondern in der ganzen Region die grösste Arbeitgeberin. Dadurch, dass viele Einwohnerinnen und Einwohner im Heim Scalottas eine Arbeitsstelle finden, ist die Institution auch in der Dorfgemeinschaft gut integriert. Für die Dorfschule, für Vereine oder Privatpersonen bietet sich die Möglichkeit, die Infrastruktur zu nützen. So zum Beispiel das Hallenbad, die Mehrzweckhalle oder das Restaurant. Auch gemeinsam durchgeführte Anlässe verbinden die Institution mit der Dorfbevölkerung.